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Unsichtbar gemacht: Wie patriarchale Strukturen die Frauengesundheit gefährden

  • Autorenbild: Annekathrin Bethke
    Annekathrin Bethke
  • vor 3 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit

Frauen sind keine kleinen Männer – dieser Satz wirkt auf den ersten Blick banal, ist aber in der Medizin von revolutionärer Bedeutung. Denn das Gesundheitssystem – von der Forschung bis zur Versorgung – basiert bis heute zu großen Teilen auf einem männlichen Standard. Die Folge: Frauen werden mit ihren Symptomen zu oft nicht ernst genommen, falsch diagnostiziert oder gar nicht behandelt. Besonders deutlich wird das in der Lebensphase der Perimenopause.



Perimenopause: Eine Phase voller Symptome – aber wenig Aufmerksamkeit



Die Perimenopause, also die Übergangszeit vor den Wechseljahren, ist für viele Frauen mit einer Vielzahl an körperlichen und psychischen Veränderungen verbunden: Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Konzentrationsprobleme, Angstzustände, Gelenkschmerzen, Zyklusschwankungen – die Liste ist lang. Und doch berichten unzählige Frauen, dass sie beim Arzt oder in der Klinik abgewiesen werden: „Das ist normal in Ihrem Alter.“ Oder schlimmer: „Sie übertreiben.“


Warum werden Frauen mit ihren Beschwerden so häufig abgetan?



Medizin durch die Brille des Patriarchats



Die Antwort liegt tief verankert in den patriarchalen Strukturen unseres Gesundheitssystems:


  1. Forschung mit männlichem Fokus: Jahrzehntelang wurden medizinische Studien fast ausschließlich an Männern durchgeführt. Frauen galten als „kompliziert“ wegen hormoneller Schwankungen – dabei sind gerade diese Unterschiede zentral für frauenspezifische Gesundheit. Die Folge: Viele Symptome, insbesondere rund um Menstruation, Perimenopause oder Endometriose, sind wissenschaftlich untererforscht und werden nicht erkannt.

  2. Stereotype in der Diagnostik: Frauen wird häufig eine „psychosomatische“ Ursache ihrer Beschwerden unterstellt. Was bei Männern als organisch oder neurologisch abgeklärt wird, landet bei Frauen oft vorschnell in der „Stress“- oder „Psyche“-Schublade. Insbesondere in der Perimenopause, wo Symptome sehr diffus sein können, führt das zu Fehldiagnosen oder kompletter Ignoranz.

  3. Mangel an Weiterbildung: Viele Ärzt*innen sind schlicht nicht ausreichend über die Perimenopause und ihre vielfältigen Auswirkungen informiert. Es gibt keine flächendeckende Aufklärung in der medizinischen Ausbildung und Fortbildung – weder über die Dauer noch über das Spektrum möglicher Beschwerden.

  4. Internalisierte Strukturen: Frauen selbst haben gelernt, ihre Bedürfnisse zurückzustellen. Schmerzen auszuhalten, Symptome zu ignorieren, nicht “anstrengend” zu sein. Diese soziale Prägung verhindert oft, dass sie energisch auf eine adäquate Behandlung bestehen.




Der Preis des Schweigens



Die Konsequenzen sind dramatisch: Frauen leiden unnötig lange, entwickeln sekundäre psychische Erkrankungen oder chronische Beschwerden, weil die Ursachen zu spät oder nie behandelt werden. Die Arbeitsfähigkeit leidet, Partnerschaften werden belastet, das Selbstbild gerät ins Wanken.



Was sich ändern muss



  • Mehr Forschung: Wir brauchen eine geschlechtersensible Medizin, die Unterschiede erkennt und berücksichtigt – von der Grundlagenforschung bis zur Therapie.

  • Aufklärung und Bildung: Medizinstudiengänge und Fortbildungen müssen Themen wie die Perimenopause, Endometriose oder die Auswirkungen hormoneller Veränderungen verpflichtend integrieren.

  • Zuhören lernen: Ärzt*innen müssen lernen, Frauen ernst zu nehmen – und Patientinnen müssen sich trauen, laut zu werden, Fragen zu stellen und Zweitmeinungen einzuholen.

  • Politische Maßnahmen: Frauengesundheit gehört auf die gesundheitspolitische Agenda – als gleichwertiger Bestandteil eines solidarischen Gesundheitssystems.





Fazit:

Das Gesundheitssystem kann nur dann gerecht sein, wenn es alle Menschen gleichwertig behandelt. Solange patriarchale Strukturen die Sicht auf Frauengesundheit verzerren, bleibt die Medizin für die Hälfte der Bevölkerung ein Risiko.


Es ist Zeit, hinzuhören. Zeit, umzudenken. Zeit, Frauen nicht nur zu sehen, sondern ihnen auch zu glauben.

 
 
 

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